Dorfkäserei

Dorfkäsereien nehmen nach heute eine wichtige Funktion in kleinen und mittelgrossen Dörfern ein. In der Schweiz gibt es nach wie vor über 100 traditionelle Dorfkäsereien, welche das Käserhandwerk mit viel Leidenschaft und Know-How tagtäglich pflegen. Oftmals werden Dorfkäserein über Generationen hinweg von der gleichen Familie geführt und sind stark im Dorfleben verankert. Idealerweise wohnt die Käserfamilie im ersten Stock der Käserei, damit die Familienmitglieder nahe am Produktionsgeschehen sind. Die Arbeitstage als Käserfamilie in einer Dorfkäserei sind nicht selten lang und anstrengend, bereiten aber auch viel Freude.

Aufgrund der Lage von Dorfkäsereien im Zentrum erstaunt es nicht, dass die Dorfkäsereien direkt an Wohnhäuser grenzen. Wenn die Bauern am Morgen und am Abend mit ihrer Milch von ausserhalb des Dorfes zur Käserei fahren, wird die Dorfkäserei ein wichtiger Treffpunkt zum Austausch für die Bauern. Vor allem in der heutigen Zeit mit den digitalen Kommunikationsmitteln geniesst der persönliche Austausch ein hoher Stellenwert. Eine typische Dorfkäserei ist in der Regel neben den Produktion- und Reifungsräumlichkeiten auch mit einem Verkaufsladen ausgestattet. Hier wird neben den eigenen Käsesorten auch eine breite Palette an heimischen Produkten angeboten.

Währenddem in den Dorfkäsereien noch vor einigen Jahrzehnten mit primitiven Mitteln Käse hergestellt wurde, strotzen in der heutigen Zeit die Dorfkäsereien mit einer modernen und hygienefreundlichen Ausstattung. Damit bieten die Dorfkäsereien auch attraktive Arbeitsplätze an und ermöglichen zukunftsorientierte Ausbildungsmöglichkeiten für einheimische Jugendliche. Dies wiederum trägt dazu bei, dass die Jungen nicht in die Städte abwandern, sondern dem Dorf erhalten bleiben.

Traditionellerweise sind Dorfkäserei einer der grossen Sortenorganisationen in der Schweiz angeschlossen. Im Emmental kann dies die Emmentaler Sortenorganisation sein, im Toggenburg die Appenzeller Sortenorganisation und in der Westschweiz die Interprofession du Gruyère. Es kann aber auch sein, dass Gruyère aus dem Kanton Schwyz statt, wie die Dorfkäserei Steinen zeigt. Daneben stellen die allermeisten Dorfkäsereien ihren eigenen «Dorfkäse» her und verarbeiten die lokale Milch zu schmackhaften Milchprodukten wie Joghurt, Quark oder Milchshakes.

Aus der Historie heraus sind viele Dorfkäserei genossenschaftlich organisiert. Das heisst, dass die milchliefernden Landwirtschaftsbetriebe mit Genossenschaftsanteilen an der Dorfkäserei beteiligt und somit Eigentümer sind. Sie bestimmen über die Statuten der Genossenschaft und reden auch ein Wörtchen bei der Anstellung von Führungspersonal mit. Je nach Dorfkäserei kann diese Organisationsform Vorteil, aber auch Nachteile haben.

Nichtsdestotrotz ist es einigen Käser durch intelligentes Unternehmertum und hervorragender Innovationskraft gelungen, von der idyllischen Käserei im Dorfzentrum, ein wirtschaftlich profitables Unternehmen mit internationaler Reputation aufzubauen. Eine solche Erfolgsgeschichte hat die Güntensperger Käse AG geschrieben, um nur ein Beispiel von Vielen zu nennen. Diese Entwicklung wurde vor allem mit der Auflösung der legendären Käseunion in Gang gesetzt.

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